Wie funktioniert ein RDKS? Was ist ein TPMS? Hier erfahren Sie alles über Reifendruck-Kontrollsysteme!


RDKS Sensor

Die Kontrollleuchte warnt, wenn der Reifendruck nicht mehr stimmt

Als Autofahrer und/oder Fahrzeughalter kommt man früher oder später mit der Abkürzung RDKS in Kontakt. Das Kürzel RDKS steht für Reifendruck-Kontrollsystem und ist schon seit vielen Jahren Pflicht im deutschen Straßenverkehr – hätten Sie es gewusst?

Wer sich genauer mit den sicherheitsrelevanten Kontrollkomponenten beschäftigt, trifft schnell auch auf die Abkürzung TPMS: Diese ist gleichbedeutend zu RDKS und steht dabei lediglich für die englische Bezeichnung als Tire bzw. Tyre Pressure Monitoring System.

Mit wenig Vorkenntnis und Hintergrundwissen kann das Thema RDKS erst einmal einige Fragen aufwerfen. Doch im Grunde handelt es sich um eine ebenso nachvollziehbare wie wichtige und richtige Technik. Im Folgenden erfahren Sie alles, was Sie über Reifendruck-Kontrollsysteme wissen sollten, wie sie funktionieren und warum RDKS dermaßen relevant für unsere Sicherheit und die Umwelt sind.

Hintergründe zu RDKS und gute Gründe für die Pflicht

RDKS-Sensoren befinden sich in jedem Rad eines PKW, um bei Abweichungen des Reifendrucks ein Signal mittels Bordcomputer an den Fahrer zu senden. Bereits seit dem 1. November 2014 gehören RDKS zur Pflichtausstattung an allen Neuwagen der Klasse M1 – also Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit bis zu 8 Sitzen, ausgenommen Fahrersitz. Darin sind bspw. auch Wohnmobile einbezogen. Hintergrund ist die EU-Regelung ECE-R 64. Übrigens: In den USA beispielsweise gilt die Pflicht zur Verwendung intakter TPMS bereits seit dem Jahr 2007.

Auch wenn es als Laie nicht direkt einleuchten mag, gab es für den Gesetzgeber verschiedene ausschlagegebende Anlässe, Reifendruck-Kontrollsysteme als zwingende Voraussetzung einzustufen. Die zentralen Aspekte liegen dabei einerseits im Umwelt- und andererseits im Unfallschutz. Hinsichtlich der hohen Sicherheitsrelevanz ist gemeinhin nachgewiesen, dass zu geringer Reifendruck einen längeren Bremsweg zur Folge haben kann. Außerdem ist mit schwammigen Reifen weniger Grip in Kurven sowie bei Nässe geboten. Was den Umweltgedanken betrifft, sorgt ein Reifen mit zu wenig Luftdruck für mehr Auflagefläche und Rollwiderstand zwischen Profil und Straße, was einen höheren Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs und stärkeren Verschleiß des Reifens zur Folge hat. Bereits bei 0,5 bar weniger Luftdruck auf dem Reifen kann der Spritverbrauch um ca. 5 % steigen.

Beginnt man, diese Zahlen hochzurechnen, ergibt sich daraus ein enorm hohes, vermeidbares Sicherheitsrisiko auf unseren Straßen. Ferner wird die Umwelt unnötig belastet und nicht zuletzt die Geldbeutel vieler Autofahrer an der Tankstelle und in der Werkstatt – durch die häufigere Neuanschaffung von Reifen. Apropos Tankstelle: Reflektieren Sie doch mal für sich, wie „regelmäßig“ Sie Ihren Reifenluftdruck kontrollieren und ggf. korrigieren. Wissen Sie, wieviel bar der optimale Luftdruck für Ihr Fahrzeug, Ihre Rad- und Reifendimensionen auf der Vorder- und Hinterachse beträgt? Zu viele Verkehrsteilnehmer wissen dies nicht und prüfen den Reifendruck unregelmäßig bis gar nicht – oder erst dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Funktion und Aufbau von RDKS – direkte und indirekte Systeme

Grundlegend unterscheiden sich Reifendruck-Kontrollsysteme in direkte und indirekte RDKS. In der Regel haben beide Funktionsweisen gemein, dass sie direkt im Rad bzw. im Reifen positioniert sind, häufig am Ventil. Das (oft auch von Fahrzeugherstellern) bevorzugte System bilden die direkten RDKS aufgrund ihrer deutlich höheren Präzision. Doch auch die indirekten Systeme haben ihre eigenen Vorzüge, bei denen die direkten Sensoren nicht mithalten können. Welche Eigenschaften, Vor- und Nachteile beide Arten jeweils aufweisen, erfahren Sie hier:

Direktes Reifendruck-Kontrollsystem

Direkte Drucksensoren sind in einem Großteil heutiger Neuwagen vorhanden. Gleich den indirekten Sensoren sind diese in jedem Rad bzw. Reifen separat eingebaut, womit ein PKW also über 4 einzelne Sensoren verfügt. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass direkte Sensoren eigenständig funktionieren, indem sie permanent sowohl den Luftdruck über das Reifenventil als auch die Temperatur im Reifen ermitteln. Die gesammelten Daten werden per Funk an die Fahrzeugsoftware übermittelt und dem Fahrer im Bord-Display angezeigt. Beide Werte, Reifendruck und Temperatur in den einzelnen Reifen, können vom Fahrer auf Wunsch abgerufen werden oder erscheinen bei kritischen Abweichungen als deutliche Warnmeldung, um schnell zu handeln.

Vor- und Nachteile (direktes System)
  • + Hohe Präzision für jeden einzelnen Reifen
  • + Fehlerhaftes Rad kann direkt ermittelt werden
  • + Dadurch mehr Sicherheit und Komfort
  • + Ermittelt Luftdruck und Temperatur
  • + Stetige Luftdruck-Messung (auch im Stand)
  • - Höherer Preis der Sensoren
  • - Mehr Aufwand bei Montage, Wartung, Austausch (Werkstattkosten)

Indirektes Reifendruck-Kontrollsystem

Indirekte Sensoren sind technisch simpler gestaltet, oft universeller einsetzbar und in der Regel deutlich günstiger als direkte Systeme. Obwohl indirekte RDKS nicht den Luftdruck direkt ermitteln, sind diese ebenfalls meist direkt am Ventil angebracht. Technisch bedienen sich diese Systeme der vorhandenden Technologie im Fahrzeug – genauer noch an den ABS- und EPS-Sensoren, denen sie ihre gesammelten Daten zukommen lassen, um diese dann an das Steuergerät weiterzuleiten. Die indirekten Reifendruck-Kontrollsysteme funktionieren über den Abrollumfang eines Reifens, genauer noch über die Geschwindigkeit, mit der sie rotieren. Verliert ein Reifen an Druck, so verringert sich der Abrollumfang und der indirekte Sensor nimmt abweichende Werte auf. Im Fahrzeug erscheint dann in der Regel ein Reifenquerschnitt-Symbol mit einem Ausrufezeichen darin, außerdem sollte ein akustisches Warnsignal (Piepen) ertönen. Leider kann das indirekte System nur diese allgemeine Warnung abgeben und nicht präzisieren, welches Rad betroffen ist, wie hoch der Druckabfall ist oder welche Temperatur der Reifen aufweist.

Vor- und Nachteile (indirektes System)
  • + Kostengünstigere Variante
  • + Leichte Montage und Wartung, schnell ausgewechselt
  • + Teils universell erhältlich und einsetzbar
  • - Messung nur während der Fahrt (durch Rotation der Räder)
  • - Geringe Präzision, keine genauen Messwerte
  • - Ggf. längere Fehlersuche durch keine konkrete Angabe zu betroffenem Rad

Damit haben beide Systeme ihre ganz eigenen Funktionsweisen sowie individuellen Vor- und Nachteile. Geht es nach dem Prinzip „Safety first“, hat das direkte RDKS die Nase weit vorn. Doch das einfachere Handling bei Wartung und Austausch sowie deren mitunter erheblicher Kostenvorteil bringen auch die indirekten Sensoren als Alternative ins Spiel. Selbst etablierte Automarken verfolgen nicht immer den Einsatz einer konkreten Technologie, sondern verbauen in einigen ihrer Modelle direkte Systeme, während andere Modelle wiederum mit indirekten RDKS ausgestattet werden. Die Wahl, ob indirekt oder direkt steht den Fahrzeugherstellern ebenso frei wie die Wahl, von welchem RDKS-Anbieter sie ihre Sensoren beziehen.

RDKS beim Reifenwechsel – Mehraufwand unvermeidbar

Neuwagen werden in der Regel ausschließlich mit Sommerreifen ausgeliefert und nur auf Sonderwunsch oder bei speziellen Händlerkonditionen zusätzlich mit einem zweiten Rädersatz mit Winterreifen ausgestattet. Da moderne Autos, die nach dem Stichtag 1.11.2014 ausgeliefert wurden, zu jeder Zeit zwingend über ein funktionstüchtiges Reifendruck-Kontrollsystem verfügen müssen, stellt sich zurecht die Frage: Wie verhält es sich mit RDKS beim Reifenwechsel? Und gibt es Unterschiede bei Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen? Letzteres lässt sich kurz und klar mit einem Nein beantworten. Die Sensoren und Systeme funktionieren in allen Reifenarten und zu jeder Jahreszeit gleich.

Die Frage nach dem RDKS beim Radwechsel wird hingegen schon etwas komplizierter. Solange man nicht selbst „vom Fach“ ist, sollten diese Arbeiten durch eine fachkompetente Werkstatt durchgeführt werden. Dabei geht es nicht nur um die groben Montagearbeiten, sondern auch um die Software, für die spezielles Equipment erforderlich ist. Bei einer Neueinrichtung – oder bei älteren bzw. weniger hochwertigen Systemen auch im Falle eines Radwechsels – müssen die Sensoren separat angelernt werden. Die Programmierung wird auch als Initialisieren bezeichnet. Entsprechende Anlernwerkzeuge sind zwar bereits zu überschaubaren Preisen frei erhältlich, doch in der Summe der anfallenden Arbeiten lohnt sich der professionelle RDKS-Reifenwechsel in der Werkstatt des Vertrauens. Insbesondere dann, wenn nicht zwei komplett mit RDKS bestückte Radsätze getauscht, sondern auch die Reifen auf den Felgen und damit die Ventile und Drucksensoren ummontiert werden müssen.

RDKS bei der Hauptuntersuchung: Gibt es Auswirkungen auf die HU-Plakette?

Die deutsche Pflicht für RDKS gilt seit 2014 und damit auch die zwingende Notwendigkeit von funktionstüchtigen Systemen und Sensoren. Das verbindliche Gesetz bezieht sich dabei jedoch nur auf die Fahrzeuge, die seit Inkrafttreten der Regelung mit RDKS zugelassen wurden und ein entsprechendes System somit auch zur festen Sicherheitsausstattung eines Fahrzeugs zählt. Im Klartext bedeutet dies: Ist das werkseitig eingetragene Reifendruck-Kontrollsystem beim HU-Termin nicht funktionstüchtig, gilt dies als erheblicher Mangel und das Fahrzeug erhält keine frische Plakette.

Dieses Prinzip ist bekannt aus vielen anderen Bereichen sicherheitsrelevanter Fahrzeugteile, z. B. bei Nebelscheinwerfer. Sind Komponenten als fester Bestandteil des zugelassenen Fahrzeugs eingetragen, so müssen diese auch funktionstüchtig sein. Werden entsprechende Teile eigenmächtig nachgerüstet und sind nicht im Auslieferungsumfang enthalten, ist deren Funktion nicht HU-relevant. Selbstverständlich gab es auch weit vor 2014 schon RDK-Systeme, beispielsweise die ersten aus dem Hause Continental bereits 2003. Bei Fahrzeugen bzw. Systemen, die von der werkseitigen RDKS-Pflicht nicht betroffen sind, kann eine aufkommende Fehlermeldung im Bordcomputer per Knopfdruck entfernt werden, während bei den gesetzlich vorgeschriebenen das Problem tatsächlich an der Wurzel gepackt und beseitigt werden muss.

Gut zu wissen: Weitere Details zu RDKS, Kosten und Empfehlungen

Reifendruck-Kontrollsysteme bewegen sich in unterschiedlichen Preisklassen. Während indirekte und universelle Sensoren heute bereits zwischen 5 und 10 Euro pro Stück erhältlich sind, bewegt sich ein Komplettset aus 4 direkten Sensoren im Premium-Segment nicht selten um die 200 Euro Marke, so z.B. spezielle Systeme für Automarken wie Audi, Porsche oder BMW. Für einen guten, durchschnittlichen Sensor sollten preis-leistungsbewusste Autofahrer mit etwa 15 bis 20 Euro pro Stück rechnen.

Eine Mehrinvestition für speziell auf ein Fahrzeugmodell zugelassene, direkte Ventilsensoren lohnt sich aber. Universelle Produkte locken zwar mit günstigen Preisen und ihrer Einsetzbarkeit auf unterschiedlichen Marken und Modellen, doch der vermeintliche Vorteil kann sich schnell in Frust verwandeln, wenn in der Praxis oft bemängelte Kompatibilitätsprobleme auftreten.

Das Programmieren und Anlernen verschiedener Systeme kann sich je nach RDKS-Typ und Fahrzeug unterscheiden. So gibt es selbstlernende Systeme, die sich während der Fahrt direkt im Austausch mit dem Fahrzeug kalibrieren und solche, die per speziellem Anlernwerkzeug initialisiert werden. Dabei kann es sich um stationäres Equipment (in Werkstätten) handeln wie auch um sogenannte On-Board-Diagnosegeräte (OBD), die mit etwas Kenntnis auch selbst bedient werden können.

Das Wichtigste zu RDKS in Kürze
  • DKS-Unterscheidung in direkte und indirekte Systeme: tatsächlicher Luftdruck vs. Abrollumfang
  • Maßgebliche Vor- und Nachteile je nach System: Präzise Messung vs. Kostenfaktor
  • Gesetzliche RDKS-Pflicht für Fahrzeuge ab 1.11.2014
  • Für Sommerreifen, Winterreifen und Ganzjahresreifen gleichermaßen erforderlich/verwendbar
  • Gute Gründe durch Sicherheits- und Umweltaspekte sowie Kosten-/Materialeinsparung
  • Mitunter besondere Herausforderungen bei Reifenwechsel und HU-Prüfung